Historie
Die Stiftung Kinder- und Jugendhilfe Hümmling wurde 1981 als gemeinnützig bzw. mildtätig anerkannter eingetragener Verein gegründet.
Seit der Gründung unseres Vereins beschäftigte er sich hauptsächlich mit der stationären Unterbringung von Kindern und Jugendlichen.
Hierfür entstand das Mutterhaus in der Molkereistr. 22 in Werlte, das jungen Menschen zehn Plätzen bietet. In diesen Räumlichkeiten befanden sich auch die Leitung und die Verwaltung der Einrichtung.
Im Laufe der Jahre und parallel zur gesamten Entwicklung der Heimerziehung wurde die Differenzierung der Hilfsangebote in der Binnenstruktur der Einrichtung mit Schwerpunkten in heilpädagogischen und therapeutischen Interventionen unabdinglich.
Mit dem Inkrafttreten des KJHG erlebte die Jugendhilfe eine Gratwanderung, die unserer Einrichtung den Weg für neue Entwicklungen, Praxiskonzepte und Lösungsansätze öffnete. Die Beratungs- und Unterstützungsfunktionen des Jugendamts gewannen zunehmend an Bedeutung und überließen den Eltern die Erziehungsverantwortung.
Somit wurden günstige Bedingungen für die Kooperation mit den Eltern und für die Akzeptanz der Hilfen geschaffen. Die Zusammenarbeit der Triade Jugendamt-Familie-Einrichtung rückte in den Vordergrund.
Die Arbeit mit und in der Familie wurde fester Bestandteil unseres durch systemische Ansätze geprägten Handelns.
Die Kinder oder die Jugendlichen sind nicht mehr isoliert zu betrachten, sondern die Familie und das soziales Umfeld sind einzubeziehen. Um diesen Erwartungen und Anforderungen gerecht zu werden, erweiterte die Stiftung Kinder- und Jugendhilfe Hümmling ihre Hilfsangebote und dehnte sie auf die ambulante Unterstützung der elterlichen Erziehungskompetenz innerhalb der eigenen Familie aus.
Dies hatte in der Entwicklung zur Folge, dass das pädagogische Angebot immer differenzierter gestaltet wurde und so entstand 1997 der zentrale Bestandteil der ambulanten Dienste der Stiftung Kinder- und Jugendhilfe Hümmling: “ Die sozialpädagogische Betreuung in der Familie“. Diese intensive Form der Hilfe zur Erziehung postuliert eine präventive Grundausrichtung und eine primäre Stärkung der Sozialisationsleistung der Familie.
Sie zielt auf die Stabilisierung der Familie ab, damit eine dem Kindeswohl entsprechende Erziehungssituation gewährleistet ist und somit ein Verbleiben der Kinder in der Familie möglich ist. Außerdem erhebt diese ambulante Hilfe den Anspruch, Hilfe zur Selbsthilfe in verschiedenen Bereichen des Alltagslebens zu leisten, so dass die Familie dadurch die Fähigkeiten zur Problemlösung und Alltagsbewältigung (wieder)gewinnt.
Neben der Erweiterung des Aufgabengebietes unserer stationären Erziehungshilfen in den ambulanten Bereich hinein, eröffneten sich Wege, die unterschiedlichen Hilfen zur Erziehung flexibel und integriert durchzuführen. Die ambulanten (flexiblen) Dienste erweiterten ihre Angebote, um den individuellen Bedürfnissen junger Menschen und deren Familien adäquat gerecht zu werden:
- Mobile Betreuung älterer Jugendlicher und junger Volljähriger im Anschluss an eine Heimunterbringung (§ 41 KJHG)
- Nachbetreuung von Eltern- und Familiensystemen im Anschluss an Heimunterbringungen ihrer Kinder und Jugendlichen
- Nachbetreuung von Eltern- und Familiensystemen nach dem Aufenthalt ihrer Kinder und Jugendlichen in kinder- und jugendpsychiatrischen Kliniken
- Die sozialpädagogische Betreuung in der Familie
- Ambulantes Clearing als diagnostische Abklärung der familiären und erzieherischen Situation in Krisen
Erweiterung des Angebotes
Die Leitung und Verwaltung der Einrichtung sowie die ambulanten Dienste zogen im Zug der Dezentralisierung in einen Trakt des Gebäudes um, neben den Räumlichkeiten des Betreuten Wohnens. Alle Bereiche der Gesamteinrichtung gewannen damit an Autonomie und Selbständigkeit.
2001 wurden weitere Meilensteine in der Geschichte der Einrichtung gesetzt: die bedeutendsten und prägnantesten Ereignisse dieses Jahres waren die Umwandlung nach fast 2 Jahrzehnten Bestehen des Vereins in eine gemeinnützige GmbH (gGmbH) und der Umzug der Wohngruppe aus der Molkereistr. in das vom Verein bereits erworbene Einfamilienhaus in der Albert-Trautmann-Str, das 10 Kindern und Jugendlichen ab 6 Jahren Lebensmöglichkeiten in Einzel- und Zweibettzimmern in unterschiedlicher Größe bietet.
Zum 01.01.2006 erlebte die Einrichtung eine erneute Umwandlung und nennt sich nun Stiftung Kinder- und Jugendhilfe Hümmling.
2010 errichtete die Stiftung Kinder- und Jugendhilfe Hümmling den Neubau einer Mutter-Kind-Einrichtung an der Ecke Mühlenstraße/Von-Steuben-Straße in Sögel.
In dieser Mutter-Kind-Einrichtung werden überwiegend minderjährige Mütter aufgenommen, die im Hinblick auf eine selbständige und eigenverantwortliche Lebensführung mit ihrem Kind noch Betreuung und Unterstützung benötigen. Dazu gehört zunächst eine intensive Geburtsvorbereitung.
Die Mütter lernen in ihre neue Rolle hineinzuwachsen und allen damit verbundenen Anforderungen gerecht zu werden. Ein weiteres Ziel ist es, eine schulische und berufliche Perspektive zu entwickeln.
Gleichzeitig sollen die jungen Mütter auch in ihren altersentsprechenden Bedürfnissen ernstgenommen und in ihrer Persönlichkeitsentwicklung unterstützt werden. Schließlich wird das gesamte soziale Netzwerk der Mütter in die Arbeit sinnvoll und förderlich einbezogen.
Die rechtliche Grundlage bezieht sich auf § 19 SGB VIII. Laut dieser Rechtsgrundlage sind Mutter-Kind-Einrichtungen Angebote für junge Mütter und Väter, die infolge ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu einem selbstständigen Zusammenleben mit ihrem Kind nicht (oder noch nicht) fähig sind und die kein tragendes soziales Umfeld haben.
Die Stärkung der Erziehungsverantwortung und -fähigkeit von Eltern steht in Vordergrund. Mütter/Väter erhalten durch den Aufenthalt in einer betreuten Wohnform die Möglichkeit, mit fachlicher Begleitung eine für sie oft mehrfach belastete Lebenssituation zu bewältigen.
Neubau & Expansion
Im Mai 2012 eröffnete die Stiftung Kinder- und Jugendhilfe Hümmling die Räumlichkeiten der Sozialpädagogischen Station, Mühlenstr. 26e, 49751 Sögel. Diese bietet den MitarbeiterInnen, betreuten Familien, sowie Kindern und Jugendlichen Raum, Möglichkeiten und Bedingungen für eine intensivere und konstruktive Zusammenarbeit untereinander. Insbesondere die MitarbeiterInnen des ambulanten (flexiblen) Dienstes können an einem zentralen Ort ihrer vielfältigen Tätigkeit nachgehen.
Das Verständnis flexibler Erziehungshilfen beruht auf dem Grundsatz, dass sich die verschiedenen Hilfeangebote an den individuellen Bedürfnissen und Fragestellungen junger Menschen und deren Familien orientieren müssen. Somit entstanden innovative Konzepte der flexiblen Erziehungshilfe „unter einem Dach“ mit der Mitwirkung eines multiprofessionellen Teams im Sinne einer „Jugendhilfestation“. Hier können in den flexiblen mit Trennwänden ausgestatten Räumlichkeiten zukünftig Beratungsgespräche, Teamsitzungen, Hilfeplankonferenzen, Gruppenarbeiten, Seminare usw. gleichzeitig stattfinden.
Die Geschäftsführung und die Verwaltung der Stiftung Kinder- und Jugendhilfe Hümmling sind seiher in diesen Räumlichkeiten untergebracht. Aus diesem Grund stellt der Neubau der Sozialpädagogischen Station einen neuen Meilenstein in der Geschichte der Stiftung dar.
Unmittelbar danach begannen die Bauarbeiten der zweiten „Mutter-Kind-Einrichtung“ mit dem neu angekauften Wohnhaus am Mühlenesch 5, 49751 Sögel. Das ehemalige Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung wurde ohne große Investitionen für die Zwecke der Stiftung umfunktioniert. „Durch die Zuschnitte der Räumlichkeiten waren überschaubare Umbauten erforderlich.
Die große Anfrage nach derartigen Wohn- und Betreuungsangeboten bewog die Geschäftsführung, weiter zu expandieren. Im November 2012 errichtete die Stiftung Kinder- und Jugendhilfe Hümmling den Neubau der zweiten Mutter-Kind-Einrichtung. Konzeptionell ist dieses Angebot der ersten Mutter-Kind-Einrichtung analog.
Im Frühjahr 2013 wurde die Stiftung Kinder- und Jugendhilfe Hümmling als neuestes institutionelles Mitglied in der Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF) aufgenommen und erhielt in Berlin als eine der ersten Bewerber deutschlandweit ein besonderes Zertifikat. Ihr wurde die Auszeichnung als eine „DGSF-empfohlene-systemisch-familienorientiert arbeitende Einrichtung“ aus den Händen von Frau Herchenhan, Komissionsprüferin und Herrn Schweitzer, Vorsitzender der DGSF, überreicht. Die Übergabe fand im Rahmen der 13. Wissenschaftlichen Jahrestagung zum Thema „System & Körper – Back to the Roots“ der DGSF, in der Humboldt Universität Berlin statt.
Dieses Zertifikat stellt ein besonderes Qualitätsmerkmal dar und krönt unsere mehr als 15-jährigen Bemühungen, das systemische Denken in unserem pädagogischen Alltag umzusetzen.
DGSF zertifiziert
2018 erfolgte die Rezertifizierung der Auszeichnung als „DGSF-empfohlene systemisch-familienorientiert arbeitende Einrichtung“. Zu unseren Triaden-Partnern, mit denen wir unsere Arbeit regelmäßig reflektieren, gehört neben dem SVS-Kinderhaus Südstormarn und der Kinder-und Jugendpsychiatrie Aschendorf seit 2019 auch die Einrichtung Familien ABC GbR aus Hamburg.
Die Besucherberichte hierzu werden regelmäßig über die DGSF in der „Liste der DGSF-zertifizierten Einrichtungen“ im Internet veröffentlicht. Seit 2019 wird die systemische Haltung der Einrichtung durch die Zusammenarbeit der Geschäftsführung mit einem neu gegründeten Betriebsrat um einen wesentlichen Bestandteil bereichert und stärkt damit zur wertschätzenden Haltung gegenüber den Klienten auch die wertschätzende Haltung der Einrichtung gegenüber den Mitarbeitenden.
Im Jahr 2020 wurden unter unbeschreiblich beschwerlichen Bedingungen mitten im ersten Corona-Lockdown in der Winkelstrasse in Werlte die Wohngruppe 2 und das Trainingsappartment eingerichtet und schließlich am 1. April eröffnet (kein Scherz!).
Bereits Ende des Monats war die Gruppe vollständig und arbeitet seitdem mit großem Engagement und Begeisterung.
Ende 2020 verließ der Mitbegründer Paul Hilbers nach 40-jähriger Vorstandsarbeit den Vorstand und wird zum Ehrenvorsitzenden berufen. Im August 2021 schied auch der zweite Mitbegründer Manfred Thiel nach 41-jähriger Vorstandsarbeit aus und wurde ebenfalls zum Ehrenvorsitzenden berufen.